Yoga für Männer: Warum Macho-Allüren beim Entspannen stören

Göttingen (dpa/tmn) - Yoga ist «in»: Immer mehr Deutsche suchen laut Experten Entspannung im Lotussitz. Schätzungsweise gibt es hierzulande schon rund fünf Millionen Anhänger der Trendsportart. Für Männer gibt es aber immer noch viele Hemmschwellen.

Männer haben oft andere Erwartungen an einen Yogakurs als Frauen. (Bild: dpa/tmn)

Göttingen (dpa/tmn) - Yoga ist «in»: Immer mehr Deutsche suchen laut Experten Entspannung im Lotussitz. Schätzungsweise gibt es hierzulande schon rund fünf Millionen Anhänger der Trendsportart. Für Männer gibt es aber immer noch viele Hemmschwellen.

«Yoga ist in erster Linie immer noch ein Frauensport», sagt Anke Rebetje vom Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland mit Sitz in Göttingen. Erfahrungsgemäß liege die Frauenquote in Yoga-Kursen derzeit bei etwa 80 Prozent. In kleineren Gruppen sei ein Mann also schnell der «Hahn im Korb». «Das schreckt manche natürlich ab.»

Inzwischen entdeckten aber immer mehr Männer Yoga für sich, sagt Andrea Haisken von der Zeitschrift «Yoga aktuell». «Selbst die Fußball-Nationalmannschaft hat sich unter Klinsmann schon mit Yoga auf ihre Spiele vorbereitet.»

Viele Männer hätten aber ein völlig falsches Bild von Yoga, sagt Rebetje. «Die meisten denken immer noch, das sei etwas für Softies und Models.» Wer aber bloß Ruhe und innere Einkehr sucht, sei in einigen Kursen falsch. Sinnvoll seien daher Probestunden, um zu sehen, ob der Kurs zu den eigenen Ansprüchen passt, rät Rebetje. Dabei sei auch ein ansprechendes Ambiente wichtig. Gerade Männern werde es schnell zu viel, wenn zu Erklärungen über Energie-«Chakren» noch Duftkerzen und meditativer Singsang dazu kommen. Wem es im Kurs zu esoterisch zugeht, sollte sich einfach nach anderen Gruppen umsehen.

Es gebe heute viele moderne Varianten von Yoga, die auch die männliche Klientel anziehen, so Haisken. Häufig gehörten Männer zur «Power-Yoga-Fraktion» und bevorzugten Ashtanga-Übungen, die am ehesten dem klassischen Fitnesstraining ähneln. Andere Yogarichtungen seien ruhiger und mehr auf Atemübungen und Meditation bedacht.

Dabei gingen Männer oft mit der falschen Einstellung in einen Kurs, sagt Rebetje. «Viele setzen sich zu sehr unter Leistungsdruck.» Wettbewerbsdenken sei bei den Übungen aber eher hinderlich. Auch sei für Übungen wie den «Sonnengruß» nicht nur Muskelkraft nötig: Dabei heben Teilnehmer stehend die Arme, atmen tief ein und kippen den Oberkörper nach vorne, um beim Ausatmen mit den Händen die Füße zu berühren.

Mit Macho-Allüren kommen Männer dabei nicht weit: Im Yoga seien sie das unterlegene Geschlecht, da sie oft nicht so gelenkig sind, sagt Prof. Ingo Froböse vom Zentrum für Gesundheit der Deutschen Sporthochschule Köln. Frauen hätten ein elastischeres Bindegewebe. Zudem besäßen Männer im Schnitt 15 Prozent mehr Muskeln. «Die sind bei einer Sportart wie Yoga aber eher im Weg.»

Neulinge dürfen sich bei einem Yogakurs am Anfang nicht übernehmen, warnt Sportmediziner Froböse. Ein Power-Yoga-Schnellkurs könne mehr schaden als nützen, wenn Ungeübte zu viel Kraft einsetzen und dabei ihre Bänder überdehnen oder die Gelenke übermäßig belasten.

Ein Trend, der besonders Männer anspricht, ist laut Froböse auch «Business-Yoga». Vor allem Schreibtischarbeiter nutzten die asiatische Technik als Ersatz für herkömmliche Bürogymnastik. Mit Titeln wie «Erleuchtung in der Mittagspause» oder «Blitz-Yoga» werben entsprechende Ratgebern um die Gunst der verspannten Bürobevölkerung.

Von solchen Schnellkursen dürfe man aber nicht zu viel erwarten, warnt Rebetje. Es beflügele Anfänger nicht auf Anhieb zu ungeahnten Konzentrationsleistungen, wenn sie im Büro eine kurze Yogaübung wie ein «Nadi Shodhana» machen: durch ein Nasenloch einatmen und durch das andere wieder ausatmen. In Acht nehmen müssten Neulinge sich auch vor schwarzen Schafen unter Kursleitern. «Eine Aussage wie "Ich war mal in Indien" ist noch keine Referenz für einen guten Yoga-Lehrer.»