Verlust der Esskultur führt zu Fettleibigkeit von Kindern
Oldenburg (dpa) - Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen ist nach Ansicht von Experten auch die Folge von unregelmäßigen und ungesunden Mahlzeiten in den Familien. «Kinder und Jugendliche bekommen keine Esskultur mehr vermittelt».
Oldenburg (dpa) - Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen ist nach Ansicht von Experten auch die Folge von unregelmäßigen und ungesunden Mahlzeiten in den Familien. «Kinder und Jugendliche bekommen keine Esskultur mehr vermittelt».
Das sagte der Leiter der Hochschulambulanz Oldenburg, Norbert Krischke. «Für sie verkommt Essen immer mehr zur Nebentätigkeit und wird ausschließlich nach Geschmack und Lust zusammengesetzt.» In Deutschland leiden seinen Angaben zufolge derzeit rund 800 000 Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 17 Jahren an extremem Übergewicht (Adipositas).
Ursachen für die Krankheit seien zudem genetische Faktoren. «Kinder, deren Eltern beide zu dick sind, haben ein um 80 Prozent erhöhtes Risiko, selbst zu erkranken», erklärte Krischke. Die medizinischen Folgen seien Haltungsschäden, Wachstumsprobleme und ein erhöhtes Diabetesrisiko. Wirksame Lösungen seien Ernährungsberatungen.
Nicht zu unterschätzen seien die psychischen Folgen der Krankheit. «Der tägliche Schulbesuch kann schnell zur Tortur werden, denn fettleibige Kinder und Jugendliche werden häufig gemobbt und abschätzig behandelt, der soziale Druck ist enorm», sagte der Psychotherapeut. Aus Wut und Traurigkeit würden Kinder häufig noch mehr essen. Daraus resultiere ein Teufelskreis. «Lehrer müssen fettleibige Kinder schützen und die Klasse über Diskriminierung und Ausgrenzung aufklären.»
Um auf die gesundheitlichen und psychischen Probleme bei Betroffenen aufmerksam zu machen, wird nach Angaben von Krischke vom 4. November an ein «Adipositas-Training» für Mädchen im Alter von 14 bis 17 Jahren von der Hochschulambulanz Oldenburg angeboten. Neben einer Ernährungsberatung soll vor allem die Selbstakzeptanz gestärkt werden: «Wir wollen den Jugendlichen klar machen, dass ihre individuellen sozialen Eigenschaften wertvoll sind, unabhängig davon, ob sie dick oder dünn sind.»
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