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Mittwoch, 21. Februar 2007

Pokern birgt hohe Suchtgefahr

Lübstorf (dpa) - Pokern, Roulette und Sportwetten gewinnen immer mehr Fans. Ein Trend mit Schattenseiten: Laut aktuellen Schätzungen gibt es 150 000 bis 180 000 Glücksspiel-Süchtige in Deutschland. In Spezialkliniken können sie sich behandeln lassen.


Pokern birgt nach Expertenmeinungen ein hohes Suchtpotenzial.

Lübstorf (dpa) - Pokern, Roulette und Sportwetten gewinnen immer mehr Fans. Ein Trend mit Schattenseiten: Laut aktuellen Schätzungen gibt es 150 000 bis 180 000 Glücksspiel-Süchtige in Deutschland. In Spezialkliniken können sie sich behandeln lassen.

In der Klinik «Schweriner See» in Lübstorf in Mecklenburg-Vorpommern sitzen die Spieler im Kreis, ohne Karten oder Münzen, nur mit Stift und Papier in den Händen. Die Männer versuchen, ihre Gedanken am Spieltisch zu ergründen, aufzuschreiben und darüber zu reden. «Wenn ich Geld habe, brennt das richtig in der Hand», erzählt ein Patient, der anonym bleiben will. «Dann schaltet der Geist ab, und nur noch Zocken steht an erster Stelle.»

Die Klinik in Lübstorf hat seit 1995 weit mehr als 500 Glücksspielsüchtige therapiert, davon waren rund die Hälfte nach einem Jahr noch abstinent, bilanziert der leitende Psychologe Volker Premper.

«Pokern ist eine neue Erscheinung in der Gesellschaft», sagt der Psychologe. Es sei nicht mehr nur ein Casino- oder Freizeitspiel. Online- und TV-Angebote vervielfachten die Zahl der Versuchungen enorm, beobachtet auch der Fachverband Glücksspielsucht in Herford. Durch die Fernsehübertragungen sei Pokern salonfähig geworden. «Es wird versucht, Pokern als Sport zu etablieren, doch es ist eindeutig ein Glücksspiel», betont Premper. Das hohe Suchtpotenzial liege hierbei «in der Mischung aus Zufall und Kompetenz».

Der abhängige Pokerspieler sei in der Regel männlich, jung, mitunter sehr klug und oft aus großen Städten wie Hamburg oder Berlin, sagt Premper. Beim Spielen gewinne er das Gefühl, durch Erfahrung und psychologische Fähigkeiten den Gegner - anders als den Geldautomaten - austricksen zu können und so über ihn Macht zu gewinnen. «Das macht den besonderen Reiz, aber auch die Gefahr aus. Hinzu kommt eine sehr schnelle Ereignisfrequenz und der rasche Wechsel von Verlust und Gewinn. Dies verstärkt erwiesenermaßen die Bindung zum Spiel», sagt Premper.

Insofern kritisiert der Fachverband jede Form von Werbung für Suchtmittel wie auch für Glücks- und Gewinnspiele. «Mit wachsendem Angebot steigt die Zahl der Abhängigen», ist Premper überzeugt. Bei den leicht verfügbaren Internetspielen fehle sogar jegliche soziale Kontrolle. Wenn sich das Leben mehr und mehr ums Spielen sowie die Geldbeschaffung dafür dreht, ist nach Meinung des Experten die Schwelle zur Sucht überschritten. Es folgten soziale Probleme in Familie, Partnerschaft und Freundeskreis, mitunter sogar der Verlust des Arbeitsplatzes wegen Bummelei oder Unterschlagung.

Die Behandlung setze darauf, den besonderen «Kick» des Spiels zu erkennen und unter Kontrolle zu bringen. Dazu müsse der Spieler lernen, Spannungen anderweitig abzubauen. «Ich gehe dann joggen oder ins Fitnesscenter, und in Ruhephasen greife ich sogar wieder mal zu einem guten Buch», erzählt ein Patient. Mindestens ebenso wichtig sei die Schuldenregulierung, die bereits in der Klinik beginne, sagt der Psychologe. In gemeinsamen Gesprächen mit dem Partner oder den Eltern werde versucht, Vertrauen als Basis für soziale Bindungen neu aufzubauen.


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