Mehr Erkrankungen durch Impfmüdigkeit und Tourismus

Erfurt (dpa) - Die Impfmüdigkeit von Tierhaltern führt zu einer Ausbreitung von Viruserkrankungen bei Hunden und Katzen. «Im Schnitt verfügen nur 20 Prozent der Hunde über einen ausreichenden Impfschutz», sagte Bodo Kröll vom Thüringer Verband praktischer Tierärzte.

Erfurt (dpa) - Die Impfmüdigkeit von Tierhaltern führt zu einer Ausbreitung von Viruserkrankungen bei Hunden und Katzen. «Im Schnitt verfügen nur 20 Prozent der Hunde über einen ausreichenden Impfschutz», sagte Bodo Kröll vom Thüringer Verband praktischer Tierärzte.

Diese Impfquote reiche zum Ausmerzen einer Krankheit bei weitem nicht aus. Durch Auslandsreisen mit Hunden und die Einfuhr von ausländischen Züchtungen treten nach Angaben von Kröll zudem verstärkt neue Tierkrankheiten in Deutschland auf.

Um einer Viruskrankheit den Boden zu entziehen, ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen mindestens eine Impfquote von 60 Prozent nötig. «Wir waren gerade dabei, Staupe und Parvovirose gut in den Griff zu bekommen. Aber mit der großen Zahl nicht geimpfter Tiere haben sich die Viren wieder ausbreiten können», bedauerte Kröll. Parvovirose bei Hunden ist vergleichbar mit Katzenseuche. Der Virus verursacht Fieber, schwächt das Abwehrsystem und führt bei jungen Hunden oft zum Tod. Staupe befällt ebenfalls oft Jungtiere und geht mit Erbrechen und Atemnot einher. Im fortgeschrittenen Stadium kann es zu Augen- und Hirnschäden kommen. Die Virusstämme sind nach Angaben des Tierarztes sehr anpassungsfähig. «Dadurch ändert sich das Krankheitsbild immer wieder und erschwert die Diagnose.»

Die Information- und Werbekampagnen für Impfung haben nach Angaben des Verbandes bislang nicht den erhofften Erfolg gezeigt. Viele Praxen setzten jetzt auf Impferinnerungen. Bei Tieren, die regelmäßig geimpft werden, verlängerten sich die Intervalle für die Auffrischung. Als Problem nannte Kröll die Einfuhr von Hunden aus Osteuropa. «Bei ihnen lassen sich die Impfungen oft nicht nachvollziehen - weder die Häufigkeit noch die benutzten Medikamente. Deshalb kommt es gerade bei ihnen häufig zu Todesfällen.»

Katzen sollten nach Angaben von Kröll vor Katzenschnupfen, Katzenseuche und Tollwut geschützt werden. «Viele Tierhalter, die ihre Katze im Haus halten, wiegen sich in falscher Sicherheit und verzichten auf Impfungen.» Die Erreger könnten jedoch mit dem Straßenstaub in die Wohnungen getragen werden. «Die Krankheiten treten dann oft viel massiver auf, weil die Tiere weniger Abwehrkräfte entwickelt haben.»

Jeder Hundebesitze sollte sich zudem gut überlegen, ob er sein Tier in den Urlaub mitnimmt. «Vor allem in Mittelmeerländern holen sich Tiere häufig Parasiten», sagte Kröll. «Die Krankheiten brechen oft erst Monate später aus und sind nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen.»