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Mittwoch, 12. März 2008

Depressionen im Alter bleiben oft unerkannt

Leipzig/Würzburg (dpa/tmn) - Die Frau stiert stundenlang an die Wand, das Essen bleibt unberührt auf dem Tisch stehen: Wenn ältere Menschen schwermütig wirken oder keinen Appetit haben, wird das leicht als typische Alterserscheinung abgetan.


Depressive Erkrankungen im Alter werden häufig übersehen - in ihren Symptomen ähneln sie anderen alterstypischen Erkrankungen wie Demenz. (Bild: dpa/tmn)

Leipzig/Würzburg (dpa/tmn) - Die Frau stiert stundenlang an die Wand, das Essen bleibt unberührt auf dem Tisch stehen: Wenn ältere Menschen schwermütig wirken oder keinen Appetit haben, wird das leicht als typische Alterserscheinung abgetan.

Doch diese Symptome können Zeichen einer depressiven Erkrankung sein. Diese Krankheiten treten im Alter nicht häufiger auf als in jungen Jahren. Sie werden jedoch oft nicht erkannt - oder falsch behandelt.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen wissen Angehörige, Hausärzte und Pfleger oft zu wenig über diese Krankheiten. Zum anderen ähneln sie in ihren Symptomen alterstypischen Erkrankungen wie Demenz. Und schließlich versteckt sich eine Depression im Alter häufig hinter körperlichen Beschwerden. «Ältere Betroffene sehen eine Depression nicht als eigenständige Erkrankung, sondern als Folge von Lebensumständen wie Verlusterfahrungen oder körperlichen Beschwerden. Und nur davon berichten sie dann dem Arzt», erläutert Ulrich Hegerl, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie in Leipzig.

Eine depressive Erkrankung ist vor allem an Veränderungen der psychischen Verfassung zu erkennen. «Die Kernsymptome sind depressive Verstimmung, gestörter Antrieb und die Unfähigkeit, Freude zu empfinden», erklärt der Psychiater. Wenn mindestens zwei dieser Symptome und weitere Merkmale wie Appetitlosigkeit, Schuldgefühle, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Hoffnungslosigkeit oder Suizidgedanken über einen Zeitraum von mehr als 14 Tagen auftreten, wird von einer depressiven Erkrankung gesprochen.

«Geschulte Pflegekräfte können mit Depressionsskalen Tests in verkürzter Form durchführen», sagt Dagmar Kampendonk, Pflegewissenschaftlerin aus Düsseldorf. Laien finden auf der Internetseite «kompetenznetz-depression.de» einen Test. Ansonsten müssen sie sich auf ihre Beobachtungen verlassen. «Wenn man vermutet, dass ein älterer Mensch an einer depressiven Erkrankung leiden könnte, ist der Weg in eine Beratungsstelle ein guter Schritt.»

Für eine Diagnostik ist der Hausarzt die erste Adresse. Er wird den Patienten in der Regel an einen Psychiater oder einen Nervenarzt überweisen. «Das große Problem ist, dass sowohl Patienten als auch Angehörige den Facharzt immer noch als 'Irrenarzt' sehen und sich deshalb davor scheuen, ihn zu konsultieren», beobachtet Hans-Joachim Petsch, Direktor des Evangelischen Bildungszentrums «Schröder-Haus» in Würzburg.

Die Suche nach einem geeigneten Facharzt kann schwierig sein. Der Patient braucht dafür unbedingt praktische Hilfe von Angehörigen oder Freunden. Die können ihn zum Beispiel bei der Adresssuche und der Terminvereinbarung unterstützen und ihn zur Praxis begleiten. Damit setzen sie gleichzeitig ein Signal: «Du bist nicht allein.»

Da ältere Menschen häufig an mehreren Krankheiten leiden, ist die medizinische Behandlung schwieriger als bei jungen Patienten. «Die Behandlung einer akuten Depression erfolgt durch Antidepressiva, eventuell auch durch eine Psychotherapie. Bei einer schweren Depression ist ein stationärer Aufenthalt unumgänglich», sagt Hegerl. Wird ein Patient nicht oder nicht richtig behandelt, bedeutet das für nicht nur großes Leiden. Es kann sogar lebensgefährlich werden. «Die Suizidgefahr nimmt im Alter dramatisch zu.»


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