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Donnerstag, 5. Juli 2007

Auch Lotto kann süchtig machen

Potsdam/Köln (dpa) - Bei einem millionenschweren Lotto-Jackpot wie dem aktuellen von rund 17 Millionen Euro kribbelt es so manchem in den Fingern - aber auch schon «normale Ziehungen» können für unkontrolliertes Spielen sorgen: Lotto hat Suchtpotenzial.


Potsdam/Köln (dpa) - Bei einem millionenschweren Lotto-Jackpot wie dem aktuellen von rund 17 Millionen Euro kribbelt es so manchem in den Fingern - aber auch schon «normale Ziehungen» können für unkontrolliertes Spielen sorgen: Lotto hat Suchtpotenzial.

«Dabei geht es den betroffenen Spielern nicht ums Kreuzchen setzen, sondern um die Illusion vom großen Gewinn, von Sicherheit, Macht», sagt die Leiterin der Suchtforschungsgruppe an der Berliner Charité, Sabine Grüsser-Sinopoli. Erste Untersuchungen hätten allerdings gezeigt, dass Lottosüchtige noch sozial integriert und nicht hochverschuldet seien.

«Das klassische Lotto hat zwar ein geringeres Suchtpotenzial als Roulette oder Automaten, aber wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, damit das auch so bleibt», betont auch der Referatsleiter für Suchtprävention in der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln, Peter Lang. Laut Grüsser-Sinopoli laufen mehrere Studien zu verschiedenen Glücksspiel-Formen, «um effektive Präventionsmaßnahmen» ergreifen zu können.

Die Lottogesellschaften in Deutschland haben in jüngster Zeit bereits zahlreiche Riegel vorgeschoben, um die Suchtgefahren zu minimieren. So wurden nach Auskunft von Friedhelm Repnik, Geschäftsführer der derzeit federführenden Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg, die Werbeausgaben insbesondere für die Sportwette Oddset drastisch reduziert. Auch gebe es Warnhinweise auf den Spielscheinen, zudem werde auf anreizende Slogans etwa auf den «Jackpot-Tafeln» vor den Annahmestellen verzichtet.

«Sämtliche Maßnahmen sind vor dem Hintergrund des Bundesverfassungsgerichtsurteils vom März 2006 zu sehen», sagt Repnik. Das Gericht hatte ein staatliches Glücksspielmonopol für grundsätzlich zulässig erklärt, es jedoch an strenge Vorgaben im Kampf gegen Spielsucht geknüpft. Deshalb schloss der Lotto- und Totoblock im Februar 2007 auch eine Kooperation mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. «Wir wollen unter anderem das Beratungsangebot intensivieren, einen interaktiven Selbsttest zu Suchtgefahren für das Internet sowie Onlineberatung entwickeln und bundeseinheitliches Aufklärungsmaterial zu Glücksspielsucht und Jugendschutz verfassen», sagt Lang.

Zudem müsse man sich einen Überblick über das tatsächliche Glücksspielverhalten verschaffen. «Wir wissen bislang nur, dass bundesweit schätzungsweise 250 000 Menschen spielsüchtig sind.» Dabei dürfte der Kreis der Süchtigen, die nur Lotto spielen, relativ gering sein. «Aber es ist nicht auszuschließen, dass Betroffene bei großen Jackpots versuchen, ihren im Roulette erlittenen Verlusten hinterherzujagen.» Nach Ansicht von Lang wäre es fatal, wenn das Glücksspielmonopol in Deutschland fallen würde. «Mit einer Freigabe würde das Angebot steigen und damit auch die Zahl der Menschen mit problematischem Spielverhalten.»

Seit drei Jahren bietet die Bundeszentrale eine Hotline für Süchtige oder Angehörige an. «Diese wird immer häufiger genutzt, derzeit zählen wir über 200 Anrufe im Monat», sagt Lang. Ein weiterer Schritt, um mögliche Gefahren einzudämmen, ist nach Auskunft von Repnik ein von den Lottogesellschaften angestrebtes Sperrsystem. «Damit könnten sich Spielsüchtige selbst für Glücksspiele sperren lassen.»


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