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Freitag, 16. Februar 2007

Kein Preisschock für Verbraucher

Frankfurt/Main (dpa) - Es kam nicht so schlimm wie befürchtet. Nach der größten Mehrwertsteuererhöhung in der Geschichte der Bundesrepublik ist der Preisschock für die Verbraucher ausgeblieben.


Frankfurt/Main (dpa) - Es kam nicht so schlimm wie befürchtet. Nach der größten Mehrwertsteuererhöhung in der Geschichte der Bundesrepublik ist der Preisschock für die Verbraucher ausgeblieben.

Die neuen Daten des Statistischen Bundesamtes vom Monat Januar belegen, dass es keinen «Steuro-Effekt» gegeben hat - also ganz anders als vor fünf Jahren, als die Einführung des Euro-Bargelds eine «Teuro-Debatte» auslöste. Nur Frisöre, Gastwirte und andere Dienstleister schlugen zum Jahreswechsel bei den Preisen auf. Sinkende Ölpreise und spektakuläre Rabattaktionen der Händler glichen dies aber aus. Ob die Teuerung in den nächsten Monaten anziehen wird, ist unter Experten umstritten.

«Nach der Mehrwertsteuererhöhung waren keine extremen Preissteigerungen zu beobachten», sagte Statistiker Timm Behrmann. «Alle Entwicklungen liegen im Rahmen des Üblichen.» Allerdings schlugen Frisöre und andere Dienstleister durchaus bei den Preisen drauf. Ein Herrenhaarschnitt verteuerte sich von Dezember auf Januar 2007 um 1,6 Prozent und die chemische Reinigung um 1,4 Prozent. In Kneipen wurde ein Glas Bier um 1,3 Prozent teurer und ein Fleischgericht um 0,8 Prozent - während das Preisniveau insgesamt um 0,2 Prozent sank. «Da wurde die höhere Steuer an die Konsumenten weitergegeben, allerdings nur zum Teil, denn sonst hätten die Preise um 2 bis 3 Prozent klettern müssen», sagt der Statistiker.

Insgesamt sind sich die Ökonomen einig, dass die Unternehmen die höhere Steuer nur teilweise und weniger stark als in der Vergangenheit üblich an die Verbraucher weitergegeben und deren Kaufkraft geschmälert haben. Doch zum Aufatmen sei es noch zu früh. Im Januar überdeckten Sondereffekte die Steueranhebung, zum Beispiel die saisontypischen Preisrückgänge bei Pauschalreisen, die gesunkenen Ölpreise und Rabattaktionen. Im Winterschlussverkauf wurden etwa Damenjeans 2 Prozent günstiger und Krawatten 3,2 Prozent.

«Der Januar ist der klassische Ausverkaufsmonat und war in diesem Jahr noch stärker von Rabatten geprägt», sagt der Sprecher des Einzelhandelsverbandes, Hubertus Pellengahr, und nennt als Grund den harten Konkurrenzkampf. «Weitere Preiserhöhungen sind zwangsläufig, werden aber moderat ausfallen.» Nach Ansicht der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hat der Preisanstieg durch die Steuererhöhung seinen Höhepunkt bereits erreicht. «Ich gehe nicht davon aus, dass Handel und Industrie jetzt noch spürbar zuschlagen werden», sagt GfK- Chef Klaus Wübbenhorst. Das Thema sei weitgehend durch.

«Mit steigenden Preisen muss man weiter rechnen», meint dagegen der Chefvolkswirt der Dresdner Bank/Allianz-Gruppe, Michael Heise. Die Analyse sei schwierig, weil viele Firmen die höhere Steuer schon vorweggenommen hätten, indem sie vorher die Preise angehoben und die Packungen verkleinert hätten. Da lasse sich jetzt trefflich mit stabilen Preisen werben. «Insofern hat es der Konsument vielleicht noch nicht so richtig gemerkt.»

Nach gängiger Schätzung werden Industrie und Handel einen Teil der zusätzlichen Last der Steueranhebung selbst tragen müssen - Experten schätzen den Anteil auf ein Drittel. Da der befürchtete Inflationsschub und der schockartige Konsumeinbruch ausgeblieben sind, haben sich die Aussichten für die Konjunktur aufgehellt. Die bessere Lage am Arbeitsmarkt lässt die verfügbaren Einkommen steigen und stärkt die Kaufkraft der Verbraucher.

Darüber darf jedoch der Bremseffekt für die Konjunktur nicht vergessen werden: Die Steuererhöhung entzog den Konsumenten gut 20 Milliarden Euro, was einem Prozent der deutschen Wirtschaftleistung (BIP) entspricht. «Ohne die Steuererhöhung wäre das Wachstum 2006 und 2007 ähnlich hoch», sagt der Vorsitzende des Sachverständigenrates Bert Rürup. Nach 2,7 Prozent 2006 wird die Wirtschaft in diesem Jahr wohl nur unter zwei Prozent zulegen können.


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