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Mittwoch, 10. Oktober 2007

Wenn das Surfen zur Sucht wird: Internet-Abhängigkeit

Buxtehude (dpa/tmn) - Onlinesucht hat viele Facetten: Spiele im Netz können ebenso abhängig machen wie Chats oder Sexseiten. Der Sucht verfallen jugendliche Surfer, aber auch Senioren.


Viele Surfer suchen zwanghaft nach immer neuen Erotikbildern im Netz. (Bild: Schierenbeck/dpa/tmn)

Buxtehude (dpa/tmn) - Onlinesucht hat viele Facetten: Spiele im Netz können ebenso abhängig machen wie Chats oder Sexseiten. Der Sucht verfallen jugendliche Surfer, aber auch Senioren.

«Man schätzt, dass drei bis neun Prozent der Internetnutzer betroffen sind», sagt Gabriele Farke, Vorsitzende des Vereins Hilfe zur Selbsthilfe für Onlinesüchtige in Buxtehude bei Hamburg. Farke unterscheidet zwischen Spiel-, Sex- und Kommunikationssucht. «Onlinespielsucht findet man vor allem bei jungen Männern.» Auch von der Sexsucht seien vor allem männliche Netznutzer betroffen. Die Kommunikationssucht zeige sich vor allem bei Frauen ab 30. Oft merken die Betroffenen selbst als letzte, dass sie abhängig sind.

Ein Signal sei es, wenn Betroffene sozialen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen, erläutert Elvira Lorenzen, Sozialarbeiterin in der Suchtmedizinischen Abteilung des Fachkrankenhauses Nordfriesland in Bredstedt. Bevor ein Abhängiger sein Problem erkennt, muss es oft erst zum großen Knall kommen - etwa zum Verlust des Arbeitsplatzes.

80 Prozent der Netznutzer, die zu Farke kommt, sind von Sexsucht betroffen. «Oft sammeln sie Bilder, die sie abspeichern und dann nicht mehr ansehen.» Und doch suchen sie weiter: Die «Suche nach dem perfekten Bild» sei die Rechtfertigung, mehr Bilder zu speichern. Als weitere Formen nennt Lorenzen die Pornofilm- und die Sexchat-Sucht.

Oft melden sich Männer bei Farke, deren Onlinesexsucht von der Partnerin entdeckt wurde. Frauen leiden oft sehr darunter - «da steht dann oft die Trennung im Raum.» Häufig haben gerade junge Betroffene aber auch Probleme, eine Partnerin zu finden. «Viele von ihnen haben durch den Porno-Konsum ein ganz schräges Frauenbild», sagt Farke.

Was können Angehörige tun? Sprechen sie einen Betroffenen auf die Sucht an, löst das oft Aggressionen aus. «Wir raten Angehörigen, lieber ein Buch über das Thema hinzulegen oder mit Hilfe eines Links auf eine Selbsthilfeseite aufmerksam zu machen», so Farke. Möglichst vermeiden müssen Angehörigen «co-abhängiges» Verhalten, so Lorenzen: Sie dürfen das Suchtverhalten weder unterstützen noch entschuldigen.

Befürchten Eltern, ihr Kind könne süchtig sein, sollten sie sein Surfverhalten beobachten - spätestens dann, wenn die Leistungen in der Schule nachlassen und wenn sich die Schlaf- und Essgewohnheiten oder die Gefühlsäußerungen verändern, rät Sabine Grüsser-Sinopoli.

Egal ob Kind oder Erwachsener: Bedenklich ist die exzessive Netznutzung der Leiterin der Interdisziplinären Suchtforschungsgruppe an der Charité in Berlin zufolge dann, wenn sie zur «einzig wirksamen Stressverarbeitungsstrategie» geworden ist.

Es gibt Therapien - etwa im Fachkrankenhaus Nordfriesland. Die Patienten müssen auf den Rechner nicht ganz verzichten: «Sie dürfen am Computer Briefe schreiben oder Zugverbindungen suchen», erläutert Elvira Lorenzen. Doch die Seiten, die die Sucht hervorgerufen haben, sind tabu. Ziel ist es, wieder normal mit dem Computer umzugehen.

Laut Farke können viele sich das exzessive Surfen auch aus eigener Kraft abgewöhnen. Dabei hilft Software, die den Zugriff auf bestimmte Webseiten verhindert. Auch Selbsthilfegruppen leisten Unterstützung. Lorenzen empfiehlt eine einfache, aber vielleicht umso wirksamere Methode: den Rechner an einen ungemütlichen Ort zu stellen.

Informationen: Kompetenzzentrum Verhaltenssucht Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Telefon: 01801/529 529


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