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Stichwörter: FührerscheinFahrtraining
Mittwoch, 26. März 2008

47 Jahre Führerschein: Senioren frischen Wissen auf

Lahnstein (dpa) - Seit 47 Jahren hat Manfred Hergenhahn den Führerschein in der Tasche. Als er die Prüfung ablegte, gab es weder Grüne Pfeile an den Ampeln noch Kreisverkehre in Deutschland.


Dirk Müller (r.), Trainer auf dem ADAC-Übungsplatz in Koblenz, erklärt dem Teilnehmer die korrekte Sitzposition hinter dem Steuer. (Bild: dpa)

«Vieles von dem, was wir damals gelernt haben, ist heute schon überholt», sagt der 78-Jährige. Er gehört zu den betagten Autofahrern, die sich über Neuerungen im Straßenverkehr informierten. Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) will nach dem Auftakt in Lahnstein künftig bundesweit kostenlos Vortragsveranstaltungen anbieten, die sich an «ältere und erfahrene» Autofahrer richten.

Winterreifenverordnung, geänderte Verkehrsschilder oder Handy im Auto: Wer vor 40 Jahren den Führerschein machte, hat nach Angaben von Franz Schibalski vom ADAC in München viele Neuerungen oft nicht mehr genau mitbekommen. Senioren seien aber nicht häufiger in Unfälle verwickelt: «Ältere Autofahrer sind sichere und routinierte Verkehrsteilnehmer, die in der Verkehrsstatistik keine Auffälligkeiten zeigen», sagt er. Auch nach Angaben von Jürgen Menge, Ministerialrat im Mainzer Wirtschaftsministerium, sind Menschen ab 65 Jahren gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil unterdurchschnittlich häufig an Unfällen auf Deutschlands Straßen beteiligt.

Doch unter Autofahrern gebe es generell viel Unwissen, meint Herbert Fuss vom ADAC Mittelrhein. Beispiel Grüner Pfeil: «Jedes Fahrzeug hat zu halten wie an einem Stoppschild», betont er. In den Kreisverkehr fährt man ohne zu blinken hinein - aber mit blinken hinaus. Telefonieren während der Fahrt ist nicht erlaubt, wenn dazu das mobile Telefon in die Hand genommen werden muss. Und wer sein Auto als «Transportesel» benutzt, muss daran denken, die Ladung zu sichern. Ob verlorene Skier, Gartenmöbel oder Blumenerde: «Auf den Autobahnen finden Sie alles», meint Fuss.

Notfall- und Pannenbuchten in Tunnels sind nur für Notfälle gedacht, betont Fuss. Auch die Pinkelpause ist dort nicht erlaubt. «Die Notdurft ist keine Notsituation. Wie Sie damit zurechtkommen, ist Ihr eigenes Problem.» Selbst beobachtet hat Fuss das gar nicht vorbildhafte Verhalten zweier älterer Damen in Bonn. Sie fuhren nach seinen Worten um eine gesenkte Bahnschranke herum. Laut Ministerialrat Menge gibt es in Deutschland jährlich rund 40 Tote an Bahnübergängen - allein 10 bis 15 Tote gingen darauf zurück, dass versucht worden sei, die Halbschranke zu umfahren.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden tendieren ältere Verkehrsteilnehmer schneller dazu, in komplexen Situationen den Überblick zu verlieren. Aus dem Bericht «Unfälle von Senioren im Straßenverkehr» für das Jahr 2006 geht hervor, dass Vorfahrtsfehler die häufigste Unfallursache der Autofahrer von mindestens 65 Jahren bei Unfällen mit Verletzten sind. Auf dem zweiten Platz liegen Abbiegefehler. «Diese beiden Unfallursachen wurden Senioren wesentlich häufiger angelastet als im Durchschnitt den Pkw-Fahrern aller Altersgruppen», heißt es in dem Bericht.

Der ADAC setzt laut Schibalski darauf, dass die älteren Autofahrer selbst wissen, wann sie besser auf den Wagen verzichten. Einen gesetzlich vorgeschriebenen Fitness-Check lehnt der Verband ab. Der ADAC teste eine freiwillige Prüfung, der sich betagte Autofahrer unterziehen können. Dabei setzt sich laut Schibalski ein Experte für eine gewisse Zeit mit ins Auto und bewertet die Fahrkünste. Bundesweit sollen diese Tests im kommenden Jahr eingeführt werden.

Manfred Hergenhahn hatte nach eigenen Angaben in 47 Jahren nur zwei Unfälle, an denen er nicht einmal schuld gewesen sei. Dunkelheit und schlechtes Wetter meide er heute im Gegensatz zu früher. Doch nach einem selbst verschuldeten Unfall oder bei größere Unsicherheit würde er stärker nachdenken, ob er doch lieber auf das Auto verzichten sollte. Richtig vorstellen kann er sich das aber heute nicht.


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