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Stichwörter: VerbraucherschutzMigranten
Donnerstag, 20. März 2008

Noch viel Aufklärung nötig: Verbraucherschutz für Zuwanderer

Berlin/Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Als Mari Takahashi ihre erste deutsche Handyrechnung in der Hand hatte, war ihr vieles unklar. Sie bat eine Kollegin, einen Blick darauf zu werfen. «Das war sehr hilfreich», sagt die Japanerin.


Richtig reklamieren für türkische Telefonkunden - Verbraucherzentralen halten entsprechende Broschüren bereit. (Bild: Schierenbeck/dpa/tmn)

Sie lebt zwar mit Unterbrechungen seit gut 15 Jahren in Deutschland, aber gerade bei Rechnungen oder Verträgen greift sie gern auf den Rat von deutschen Freunden und Kollegen zurück, um von den Verkäufern nicht über den Tisch gezogen zu werden.

Denn das passiert vielen Zuwanderern allzu häufig: Schwindler nutzen die Unkenntnis dieser Verbrauchergruppe aus. «In unseren Beratungen hören wir ganz oft, dass Migranten grundsätzlich gutgläubig sind und fast alles unterschreiben», sagt die Leiterin der Caritas-Migrationsdienste in Berlin, Ursula Reishaus. Es gebe Vertreter, die gezielt Migranten nutzlose Verträge aufschwatzen.

Viele Migranten, vor allem aus außereuropäischen Ländern, sähen Verbraucherberatungen skeptisch, weil ihnen der unabhängige Status nicht klar sei, sagt Gabriele Beckers von der hessischen Verbraucherzentrale in Frankfurt. «Viele bringen uns als Institution mit Behörden in Verbindung, die möglicherweise Daten weitergeben könnten», erläutert sie.

Bei denjenigen, die den Weg zu den Verbraucherschützern gefunden haben, sei der Beratungsbedarf dann oft extrem groß und ohne Dolmetscher kaum zu leisten. Das gelte vor allem für die Schuldnerberatung mit komplizierten Fragen beim Insolvenzverfahren oder für eine Altersvorsorgeberatung. Migranten seien zwar mit denselben Verbraucherbeschwerden konfrontiert wie die Einheimischen. Aber eine weitere Hürde komme hinzu: «Sprachbarrieren sind sicherlich Probleme in der Beratung», sagt Beckers. Schon die normale Rechtsberatung in Frankfurt sei meist drei Wochen im Voraus ausgebucht, die Beratung zur Altersvorsorge sogar acht Wochen. Kaum vorstellbar, dass da Raum für zeitaufwändige Gespräche bleibt.

Um Zuwanderer zumindest in Sachen Handy- und Telefonrechnung über ihre Rechte aufzuklären, geben die Verbraucherzentralen für zwei der größten Migrantengruppen, Türken und Russen, zweisprachige Faltblätter heraus. Außerdem haben sie einen Einkaufsführer für Muslime zusammengestellt.

Verbraucherschützerin Beckers wie auch Caritas-Beraterin Reishaus haben die Beobachtung gemacht, dass Zuwanderer ihrem eigenen Kulturkreis mehr vertrauen als anderen Beratern. Die Forschungsergebnisse von René Leicht vom Institut für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim scheinen das zu bestätigen. Der Soziologe hat herausgefunden, dass der Kundenstamm bei fast der Hälfte aller im Bereich der wissensintensiven Dienstleistungen tätigen türkischen Unternehmen überwiegend aus Türken besteht. «Das sind zum Beispiel Finanzdienstleister, Advokaten oder Unternehmensberater», sagt er.

Zwar bieten sich damit Marktchancen für höhergebildete und teils auch besser integrierte türkischstämmige Anbieter. «Sie können in der Rolle von Mittlern auftreten und in eine Position rücken, in der sie ihre Institutionen- und Sprachkenntnisse und ihre kulturelle Kompetenz zum Einsatz bringen können», sagt Leicht. Allerdings öffnet ein womöglich ethnisch bedingter Vertrauensvorschuss auch möglichen Betrügern Tür und Tor. «Wir haben das Gefühl, dass das vor allem in Banken oft gezielt genutzt wird», sagt Ursula Reishaus vom Caritas-Migrationsdienst.


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