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Stichwörter: KrebspatientinnenChemotherapie
Freitag, 29. Februar 2008

Vom Krebs gezeichnet: Schminkkurs hilft Frauen

Düsseldorf (dpa) - «Nehmen sie sich mal wieder in die Hand», sagt Marion Wehmeier. Im Düsseldorfer Luisenkrankenhaus zeigt die Kosmetikerin, wie eine Reinigungsmilch fachmännisch auf das Gesicht aufgetragen wird.


Eine Schminkkurs-Teilnehmerin betrachtet sich im Düsseldsorfer Luisenkrankenhaus im Vergrößerungsspiegel. (Bild: dpa)

Fünf Frauen, von der lebensbedrohlichen Krankheit Krebs gezeichnet, sitzen um einen Tisch herum und schauen der 48-Jährigen interessiert zu. «Ich möchte nicht rumlaufen wie ein Hund», sagt eine der Frauen. Mit kreisenden Bewegungen trägt sie sanft eine Lotion auf. Die anderen Teilnehmer des Kosmetikseminars für Krebspatientinnen machen es ihr nach und fühlen sich dabei sichtlich wohl. Pro Jahr organisiert die «DKMS LIFE» in bundesweit mehr als 170 Städten über 850 solcher Kosmetikkurse. Sie ist neben der Deutschen Knochenmarkspenderdatei eine Tochter der «Stiftung Leben Spenden».

Die Seminare sollen den Frauen bei der «Spurenbeseitigung» helfen. Spuren, die Chemo- und Strahlentherapie im Kampf gegen den Krebs hinterlassen haben. Die Nebenwirkungen beeinflussen Psyche und Wohlbefinden sowie Haut und Haar. «Unter der Krankheit ist vieles nicht mehr so, wie es war», weiß die Kosmetikerin, die seit sieben Jahren Krebspatientinnen ihr Wissen vermittelt. Für die Frauen ist das Seminar kostenlos. Betreut werden sie dabei ehrenamtlich von ISI. Im Verein Internationale Senologie Initiative in Düsseldorf sind Betroffene zusammengeschlossen, die ihre Therapien schon hinter sich gebracht haben und eigene Erfahrungen mit einbringen können.

Zu Beginn des gut eineinhalbstündigen Seminars erhalten die Frauen eine Tasche mit zahlreiche Kosmetika - Produkte, mit der sich die Industrie am Wiederaufbau des Selbstwertes der Frauen beteiligen will. «Ein wichtiger Teil des Kurses ist die Abdeckgeschichte», sagt Wehmeier. Mit einem Hauch von Make-up können die Patientinnen die sogenannten «Chemo-Bäckchen» kaschieren - auch wenn die Wangenrötung nach wenigen Tagen ganz von allein wieder verschwindet.

Ein paar Handgriffe später haben sich die Frauen selbst eine frische, leichte Bräune in die Gesichter gezaubert. Beim Blick in den Spiegel fällt ihnen jedoch auf, dass noch irgendetwas fehlt: «Die Augenbrauen sind ein wichtiger Punkt für den Ausdruck», sagt Wehmeier. Mit geschickter Hand macht sie es den Frauen vor und ermutigt sie, das Bild zu vervollständigen: «Kein Mensch ist spiegelgleich.»

Plötzlich unterbricht die 56 Jahre alte Elfi voller Vorfreude die Unterhaltung: «Jetzt wird alles verändert, auch die Haarfarbe.» Dann lüftet sie das Geheimnis, das sie unter dem kunstvoll zur Kopfbedeckung gewickelten Schal trägt. Für die anderen Frauen ist der Anblick des mit nur wenigen Haarstoppeln bedeckten Kopfes nicht ungewöhnlich. Sie wissen vom drohenden Haarausfall oder kompletten Haarverlust während der Chemo. Wehmütig erzählt Elfi von ihren wunderschönen, langen Haaren. Sie schmunzelt, als sie aus ihrer Handtasche eine rotschimmernde Perücke mit Zopf zieht. Alle lachen, als eine Mitstreiterin erzählt, dass sie ihr «Zweithaar» Gisela nennt.

Nach letzten Schätzungen des Robert-Koch-Instituts (Berlin) waren im Jahr 2004 in Deutschland rund 206 000 Frauen und 230 500 Männer an Krebs erkrankt. «Zwei Mal haben wir Kurse nur für Männer angeboten. Dann haben wir das eingestellt», sagt Wehmeier. Zwar konnten Bier, Frikadellen und Kuchen die Teilnehmerzahl erhöhen, doch so richtig in Schwung kamen die Seminare nicht. «Viele fühlen sich durch den Verlust der Körperbehaarung als Babyface», erklärt die Kosmetikerin.


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