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Mittwoch, 15. November 2006

Mobbing im Schulalltag - Bei ersten Symptomen eingreifen

Mühlheim/München(dpa/gms) - In neun von zehn Schulklassen werden Kinder gemobbt. So lautet die Schätzung des Fachbuchautors und ehemaligen Schulleiters Horst Kasper aus Mühlheim (Baden-Württemberg).


Mühlheim/München(dpa/gms) - In neun von zehn Schulklassen werden Kinder gemobbt. So lautet die Schätzung des Fachbuchautors und ehemaligen Schulleiters Horst Kasper aus Mühlheim (Baden-Württemberg).

Die Grundsituation ist überall dieselbe: Ein Täter sucht sich ein schwächeres Kind, an dem er seine Macht beweisen kann. «Zum Opfer kann jedes Kind werden, das verwundbar ist - weil es neu ist in der Klasse oder auch weil seine schulischen Leistungen besonders gut sind», erläutert Mechthild Schäfer, Privatdozentin am Institut für Pädagogische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Entscheidend seien bestimmte Verhaltensweisen und Gruppenkonstellationen.

Betroffen sind alle Schultypen. Allerdings gibt es Unterschiede in den Methoden des Mobbings. «In Haupt- und Förderschulen spielen Beleidigungen und körperliche Aggressionen eine wesentlich größere Rolle als in Realschulen und Gymnasien. Dort werden verstärkt subtilere Formen wie persönliche Verunglimpfungen bis hin zum reinen Psychoterror gewählt», sagt Walter Rossow, Leiter des Allgemeinen Schulleiterverbandes in Bramstedt (Schleswig-Holstein).

In der Entstehungsphase ist Mobbing ein schleichender Prozess. Zuerst steht das Opfer noch nicht alleine da, sondern findet Unterstützung. «Anfangs erkennt das Opfer meist gar nicht, dass es unterlegen ist. Es wehrt sich heftig und liefert damit seinen Peinigern Munition», sagt Kasper.

Gerade in der Entstehungsphase ist die Chance, dass Dritte wie etwa Lehrer eingreifen können, am größten. «Das setzt voraus, dass sie ein Gespür dafür haben, dass etwas nicht stimmt - wenn etwa immer ein Raunen durch die Klasse geht, sobald sich ein bestimmter Schüler meldet», sagt Schäfer.

Solche Szenen bekommen Eltern seltener zu sehen. Die ersten für sie sichtbaren Symptome sind meist nicht eindeutig. Udo Hartings, Leiter der Erziehungsberatung in Willich (Nordrhein-Westfalen), zählt mögliche Hinweise auf: «Wenn sich plötzliche Verhaltensänderungen einstellen, wenn sich ein Kind zurückzieht, wenn die Leistungen trotz Lernens nachlassen, wenn ein Kind Beschwerden wie Bauchweh hat oder diese als Ausrede benutzt oder wenn es gar die Schule schwätzt.»

Eltern, die solche Symptome beobachten, sollten zunächst das Gespräch suchen. «Sie können auch Klassenkameraden und deren Eltern sowie Lehrer befragen, um mögliche Ursachen zu erfahren», sagt Hartings. Mehren sich die Anzeichen, dass Mobbing die Ursache ist, so sind der Klassenlehrer, ein Beratungslehrer, ein Schulsozialarbeiter oder der Direktor gefragt. Doch auch für sie ist das Eingreifen sehr schwierig, wenn sich Verhaltensmuster erst verfestigt haben.

Lässt sich das Problem nicht lösen, kann über einen Klassen- oder gar Schulwechsel nachgedacht werden. Allerdings ist ein Kind, das gemobbt wurde, so geschwächt, dass es auch in einem anderen Klassenverband schnell wieder zum Opfer werden kann.

Bei der Auswahl der Schule können Eltern darauf achten, wie dort mit Mobbing umgegangen wird. Wird die Existenz von Mobbing geleugnet, kann ein Opfer kaum auf Unterstützung zählen. Fördert ein Schulleiter Fortbildungen seiner Mitarbeiter, hat er einen Vertrauenslehrer benannt und veranstaltet er Informationsabende für Eltern, sind dies Zeichen für ein Problembewusstsein. Und das ist die Voraussetzung dafür, dass Täter rechtzeitig in ihre Schranken gewiesen werden.


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