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Mittwoch, 10. Oktober 2007

Meningokokken treffen vor allem Babys und Ältere

Berlin (dpa/tmn) - Von Meningokokken haben die meisten Menschen noch nie etwas gehört. Die Bakterien sind jedoch weit verbreitet - und wenn sie in seltenen Fällen eine Erkrankung auslösen, verläuft diese oft dramatisch.


Übertragung durch Tröpfcheninfektion: Meningokokken können etwa durch Husten und Niesen weitergegeben werden. (Bild: Schierenbeck/dpa/tmn)

Berlin (dpa/tmn) - Von Meningokokken haben die meisten Menschen noch nie etwas gehört. Die Bakterien sind jedoch weit verbreitet - und wenn sie in seltenen Fällen eine Erkrankung auslösen, verläuft diese oft dramatisch.

«Meningokokken besiedeln den Nasen-Rachenraum», erläutert Bernhard Jungnitz, Leiter der medizinischen Dienste des Kreises Unna. «Etwa 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung leben mit diesen Bakterien, ohne dass sie erkranken.» Nur rund 550 Krankheitsfälle werden hierzulande jährlich gemeldet.

Dabei gibt es unterschiedliche Krankheitsbilder: «Die Bakterien verursachen in erster Linie Hirnhautentzündung (Meningokokken-Meningitis) oder eine Blutvergiftung (Meningokokken-Sepsis)», sagt Wiebke Hellenbrand, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Impfprävention des Robert Koch Institutes (RKI) in Berlin.

Diese Erkrankungen sind deshalb besonders gefährlich, weil sie schwer verlaufen und sehr schnell fortschreiten. «Drei Prozent aller Meningitis-Patienten erleiden bleibende, zentralnervöse Schäden», erläutert Sieghart Dittmann, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Meningokokken beim Deutschen Grünen Kreuz in Marburg. Weitere drei Prozent sterben an der Krankheit. «Bei der seltener vorkommenden Sepsis liegt die Sterblichkeit auch bei guter Behandlung bei bis zu 50 Prozent», sagt der Exeperte. Besonders schwere Verläufe werden bei Kleinstkindern, Jugendlichen und Senioren beobachtet.

Nach welchem Muster eine Meningokokken-Erkrankung ausbricht, ist bislang nicht vollständig geklärt. Die wichtigste Schutzbarriere ist eine intakte Schleimhaut. «Wenn diese durch einen vorübergehenden Infekt, durch aktives oder passives Rauchen oder durch trockene Luft geschädigt ist, scheint das den Ausbruch einer Meningokokken-Erkrankung zu begünstigen», erläutert RKI-Expertin Hellenbrand.

«Ganz entscheidend für den Ausgang der Krankheit ist eine frühestmögliche Behandlung», sagt Mediziner Jungnitz. Eine Diagnose im Frühstadium ist jedoch äußerst schwierig. «Die ersten Symptome sind bei beiden Krankheitsbildern ähnlich und sehr unspezifisch: Fieber, Hals-, Kopf- und Rückenschmerzen, Übelkeit und Erbrechen», erläutert Dittmann.

Innerhalb weniger Stunden kommen jedoch weitere, eindeutigere Symptome hinzu: «Eine Hirnhautentzündung äußert sich in einer auffallenden Nackensteifigkeit: Der Kopf wirkt wie nach hinten überdreht», beschreibt Dittmann. Charakteristisch für eine Blutvergiftung sind kleine, rot-violette Einblutungen unter der Haut, die sich nicht wegdrücken lassen. Bei Säuglingen und Kleinkindern sind diese Symptome oft weniger ausgeprägt als bei Erwachsenen. Im Verdachtsfall sollte immer schnellstmöglich ein Notarzt gerufen oder ein Krankenhaus aufgesucht werden.

Meningokokken-Patienten werden mit Antibiotika behandelt. Mit dem Arzt sollte besprochen werden, ob eine vorbeugende Behandlung mit Antibiotika für die Familienangehörigen und engen Kontaktpersonen des Erkrankten empfehlenswert ist. Denn: Wer Meningokokken in sich trägt, kann die Keime durch Tröpfcheninfektion, also durch Husten, Niesen oder Küssen, weitergeben. Eine Übertragung durch Wasser oder andere Lebensmittel findet nicht statt: Außerhalb des menschlichen Organismus gehen die Keime rasch zugrunde.

Mediziner unterscheiden Meningokokken nach Serogruppen. Weltweit sind die Typen A, C, Y und W135 am weitesten verbreitet. «In Deutschland ist bislang Typ B vorherrschend. Am zweithäufigsten tritt Typ C auf», sagt Mediziner Jungnitz. Gegen Meningokokken-B gibt es bislang keinen Impfstoff. Gegen A, C, Y und W135 werden sogenannte Polysaccharid-Impfstoffe eingesetzt. «Seit 1999 gibt es außerdem einen Konjugatimpfstoff gegen die Serogruppe C. Sein großer Vorteil ist, dass er bereits ab dem dritten Lebensmonat angewandt werden kann. Zudem hat er eine lange Wirkungsdauer», erklärt der Fachmann vom Deutschen Grünen Kreuz, Dittmann.

Die Ständige Impfkommission des Bundes (STIKO) empfiehlt, Kinder ab dem ersten Lebensjahr zu impfen. «Auch alle älteren Kinder sollten nachgeimpft werden», sagt RKI-Expertin Hellenbrand. «Auf diese Weise soll schnellstmöglich die Gruppe der Jugendlichen erreicht werden.» Sie seien maßgeblich an der Verbreitung von Meningokokken beteiligt.

Mittel- bis langfristig soll durch die Impfung die gesamte Bevölkerung immunisieren. In England konnte eine massive Verbreitung der Keime durch dieses Impfkonzept sehr wirksam eingedämmt werden. Auch für andere Personengruppen empfiehlt das RKI unterschiedliche Meningokokken-Impfungen. So sollten sich Reisende in Epidemie-Regionen in Afrika oder Arabien mit einem Mehrfachimpfstoff schützen.


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