Kleingeld auf dem Chip - Nicht nur Rauchern nützt die Geldkarte

Seit Jahresbeginn wissen viele EC-Karten über ihren Besitzer mehr als zuvor. Raucher müssen nämlich am Zigarettenautomaten nachweisen, dass sie mindestens 16 Jahre alt sind.

Plastik einschieben, Fahrkarte entnehmen. (Bild: www.GeldKarte.de/dpa/gms)

Berlin/Köln (dpa/gms) - Seit Jahresbeginn wissen viele EC-Karten über ihren Besitzer mehr als zuvor. Raucher müssen nämlich am Zigarettenautomaten nachweisen, dass sie mindestens 16 Jahre alt sind.

Deswegen ist im Chip jetzt häufig das so genannte Jugendschutzmerkmal mit Geburtsdatum gespeichert. Rauchern beschert die neue Regelung mehr Mühe. Einer bislang von den Deutschen weithin vernachlässigten Zahlungsfunktion hilft die neue Regelung aber auf die Sprünge: der Geldkarte.

«Ursprünglich war die Geldkarte als elektronisches Portemonnaie und damit als Bargeld-Ersatz für kleine Beträge gedacht», sagt Tanja Beller, Sprecherin des Bankenverbands in Berlin. Im Vergleich zu den Nachbarländern verschmähen die Deutschen diese Möglichkeit aber eher, sagt Beller: «Wir sind ein Volk von Barzahlern.»

Dazu kommt, dass weder Kunden noch Geschäfte der Geldkarte bislang offenbar große Wichtigkeit zugemessen haben: «Die Geldkarte hat regional eine sehr unterschiedliche Bedeutung» sagt Kerstin Backofen von der Stiftung Warentest in Berlin. So sei sie in Berlin eher unnütz, weil es kaum Möglichkeiten gibt, mit ihr zu bezahlen. In vielen anderen Orten hingegen können Parkscheine oder Fahrkarten für Busse und Bahnen mit ihr bezahlt werden. Und auch die Zeitung oder andere Kleinigkeiten am Kiosk gehen häufig bargeldlos über den Tisch - wenn die Kasse modern genug ist und den Chip lesen kann.

Rund 600 000 Akzeptanzstellen gibt es laut Bankenverband für den Geldkarten-Chip in Deutschland - nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Tabakwaren-Großhändler und Automatenaufsteller (BDTA) in Köln gehören dazu aber eine halbe Million Zigarettenautomaten, die den Chip lesen können. Denn es mussten offenbar erst die Raucher kommen, um der Geldkarte zu größerer Beliebtheit zu verhelfen.

Zwar wurden im vergangenen Jahr nach Angaben der Initiative Geldkarte in Berlin - einem Zusammenschluss von 50 Unternehmen wie Banken, Terminalherstellern und Verkehrsbetrieben - erstmals mehr als 100 Millionen Euro mit dem Goldchip umgesetzt. Aber erst zum Jahresbeginn schossen die Nutzerzahlen nach Beobachtung des Bankenverbands wirklich in die Höhe.

«Eine Reihe von Kunden kommt jetzt auf die Idee, sich nicht nur mit der Geldkarte zu legitimieren, sondern die Zigaretten auch gleich damit zu zahlen», sagt BDTA-Hauptgeschäftsführer Peter Lind. «Wir haben eine merkbare Erhöhung derer, die mit der Karte zahlen.»

Auch wenn sie keine Zigaretten damit kaufen: Vor allem für Jugendliche ist der richtige Gebrauch der Geldkarte wichtig. Der Chip sollte mit Vorsicht und kleineren Beträgen geladen werden, rät Backofen. «Ein Euro ist der minimale Ladebetrag, 200 Euro der maximale.» Das Geld auf dem Chip ist allerdings nicht über ein Passwort freizugeben. «Wenn jemand eine verlorene Karte findet, kann er damit also auch zahlen.» Um den möglichen Schaden gering zu halten, sollten daher höchstens 50 Euro geladen werden.