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Dienstag, 20. Februar 2007

Bei Deutschen beliebt: Zocken wie in «Casino Royale»

Berlin (dpa) - Stundenlange Übertragungen im Fernsehen und Filme wie «Casino Royale» oder «Der Clou» haben die Deutschen zunehmend zum Pokern inspiriert. Profis und Psychologen versprechen jetzt Hilfe beim Kartenspielen.


Berlin (dpa) - Stundenlange Übertragungen im Fernsehen und Filme wie «Casino Royale» oder «Der Clou» haben die Deutschen zunehmend zum Pokern inspiriert. Profis und Psychologen versprechen jetzt Hilfe beim Kartenspielen.

Rund 2,9 Millionen Zocker soll es nach dem Verband der deutschen Automatenindustrie mittlerweile im World Wide Web geben, «reale» Spielcasinos und Turniere werden regelrecht gestürmt. Und in Kursen lassen sich viele Leute die Grundlagen des Pokerspiels beibringen.

Horst ist mit seiner Frau zu einem Kurs ins Berliner Ullsteinhaus gekommen, um für 88 Euro in vier Stunden sein Wissen zu erweitern. «Wir haben immer viel mit unseren Kindern gespielt und sehen das Pokern als eine Charakterschule», sagt der weißhaarige Mann. Damit trifft er auch den Ton des Psychologen Stefan Schüttler, der den Grundkurs zusammen mit seiner Frau Nannette, einer Physiotherapeutin, betreut. «Es geht nicht darum Profit zu machen, sondern mit seinen Ängsten und seinem Frust umgehen zu können», sagt der Psychotherapeut.

Die Spieler werden von den Profis in ängstliche «Fische», solide «Rocks» und gefährliche «Lions» unterteilt und beim Spiel mit den Plastikchips analysiert. Und gerade der Risikomanager, der im wahren Leben mit großen Geldsummen jongliert, entpuppt sich nach Einschätzung der Physiotherapeutin, die jegliches Mundzucken und Augenzwinkern registriert haben soll, als «unsicher» und «ungefährlich». «Achtet besonders auf die Halsschlagader, die puckert, wenn jemand eine gute Hand hat», verrät Leiter Llamar.

«Die gute Hand» kennt Ilona Füchtenschnieder vom Fachverband Glücksspielsucht in Berlin auch. «Jeder Süchtige schätzt seine Chancen zu hoch ein», sagt sie. 98 Prozent der Spieler betreiben ein Nullsummenspiel - sie gehen mit keinem Euro mehr nach Hause. Geschätzte 250 000 bis 400 000 Spielsüchtige soll es ihrer Meinung nach in Deutschland geben - Tendenz steigend. Die Schwelle, zu viel Geld einzusetzen, sei durch die Unverbindlichkeit von Online-Casinos extrem herabgesetzt worden. «Vor dem Computer muss keiner chic aussehen, und der Mausklick, um seinen Einsatz zu erhöhen, ist schnell getan», so Füchtenschnieder. Dass es sich beim Pokern auch um ein Glücksspiel handelt, werde häufig verschleiert.

Zum Ärger vieler Psychologen, die sich zunehmend Sorgen um süchtige Menschen machen, bleibt das Pokerspielen von staatlichen Verboten im Vergleich zu anderen Spielverführungen unberührt. Zum Schutz der Spielsüchtigen zum Beispiel in Wettbüros, beim Lottospiel und Spiel im Internet hat der Staat und haben Gerichte eingegriffen, während das Kartentricksen mit dem großen Bluff sich zur Zeit noch ausdehnen kann.

Die jüngsten Teilnehmer der Pokerschule scheinen indes schon begriffen zu haben, dass man Gewinn nicht planen kann. «Wir würden das nie beruflich betreiben», sagt der 27-jährige Publizistik-Student André nach dem Seminar. Es bleibe immer ein Glücksfaktor von etwa 20 Prozent. «Achtzig Prozent», ergänzt Maschinenbau-Student Oliver, «wenn man gegen gleich gute Leute spielt.»


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