Die Zinsen steigen - Baukredite trotzdem weiter günstig

Berlin/Schwerin (dpa/tmn) - Ohne einen Kredit kommt wohl niemand zu den eigenen vier Wänden. Bauherren beobachten die Entwicklung an den Zinsmärkten daher derzeit mit Argwohn: In den vergangenen sechs Monaten sind die Zinsen für Baukredite kräftig gestiegen.

Bauherren müssen mit steigenden Zinsen leben. (Bild: Schierenbeck/dpa/tmn)

Berlin/Schwerin (dpa/tmn) - Ohne einen Kredit kommt wohl niemand zu den eigenen vier Wänden. Bauherren beobachten die Entwicklung an den Zinsmärkten daher derzeit mit Argwohn: In den vergangenen sechs Monaten sind die Zinsen für Baukredite kräftig gestiegen.

Momentan liegen die Zinsen im Schnitt bei etwas mehr als fünf Prozent. Finanzexperten halten die Zeit aber weiter für passend, um Pläne für ein eigenes Heim zu realisieren - obwohl viele Bauherren die steigenden Zinsen offensichtlich entmutigt haben. In den ersten drei Monaten des Jahres ist das Volumen der von Privatleuten nachgefragten Wohnungsbaukredite um rund zwei Milliarden Euro zurückgegangen, hat der Bundesverband deutscher Banken in Berlin erhoben. Im vergangenen Jahr waren die Kredite zur Baufinanzierung den Angaben zufolge noch gestiegen.

«Fünf Prozent: Das ist immer noch sehr, sehr günstig», sagt Axel Drückler, Fachberater für Finanzdienstleistungen bei der Neuen Verbraucherzentrale in Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin. «Wir haben historisch gesehen immer noch eine absolute Niedrigzinsphase», pflichtet Raimund Kron, alternativer Finanzberater in Bonn und Mitglied im dortigen Verein Wohnen im Eigentum, bei. «Das Baugeld ist mit knapp fünf Prozent billig. Eine Hochzinsphase ist nicht in Sicht, auch wenn die Zinsen im kommenden Jahr höher liegen dürften als derzeit.»

Max Herbst von der unabhängigen Finanzberatung FMH in Frankfurt/Main rechnet jedoch damit, dass die Europäische Zentralbank die Leitzinsen weiter anheben wird. Das würde auch die Zinsen für das Baugeld erhöhen. Die gegenwärtigen Raten um fünf Prozent hält aber auch Max Herbst für eine Ermutigung zum Bauen. «Das ist der Mittelwert der vergangenen zehn Jahre. Da muss man keine Panik haben.»

«Wer das Objekt schon fest im Auge hat und schon gut geplant hat, der sollte bald abschließen», rät Verbraucherschützer Drückler. Auf keinen Fall aber sollten sich Bauherren allein wegen der günstigen Zinsen in ein finanzielles Abenteuer stürzen, indem sie ihre Möglichkeiten überschätzen.

Bei den anderen Vereinbarungen zu einem Darlehen sind Kunden derzeit sogar im Vorteil. Da die Zahl der Baugenehmigungen dramatisch zurückgegangen sei, werde der Markt knapper, sagt Bernd Pütz, Sprecher der Landesbausparkassen (LBS) West in Münster. Hintergrund sei der Wegfall der Eigenheimzulage für Neuverträge nach dem 1. Januar 2006, der einen Vorzieheffekt hatte. «Der Baufinanzierungsmarkt ist umkämpft» - ein Vorteil für Bauherren in spe.

In Zeiten knapperer Margen im Kreditgeschäft werden die Geldinstitute flexibler. Bei Sondertilgungen, Tilgungswechseln oder Gebühren könnten Bauwillige heute eigene Forderungen stellen. «Es ist relativ einfach, den Wechsel der Tilgung oder Sondertilgungen zu vereinbaren», hat Drückler festgestellt.

Die Suche nach den besten Konditionen beginnt für viele Bauherren im Internet. Die Anbieter dort seien aber nicht zwangsläufig die günstigsten, sagt Max Herbst. Auf seiner Liste nehmen derzeit regionale Banken vordere Plätze ein. Raimund Kron sieht die Angebote der lokalen Banken auf dem Papier dagegen eher im Hintertreffen. Der Vorteil für Kreditnehmer sei bei ihnen aber, dass viele Zusatzpunkte verhandelbar sind: «Das macht der kurze Dienstweg.»